NEUANFANG
- das Licht am Ende des Tunnels
Mit meinem Dasein als Tanz- und Yogalehrerin in meiner Heimat war ich lange Zeit zufrieden. Sehr lange Zeit sogar.
Doch spätestens seit Corona und dem ersten Lockdown im März 2020, wurde und wird mein Leben auf den Kopf gestellt (so wie das Leben der Menschen in der Welt) & ich kann, mit dem was ich liebe, nicht mehr meinen Lebensunterhalt gestalten. Irgendwie fühlt sich das richtig scheiße an, denn von Kindesbeinen an wusste ich, was ich wollte: Tanz unterrichten (und später eben noch Yoga). Meine berufliche und private Existenz gingen den Bach runter.
Ich hatte auch früher schon darüber nachgedacht, etwas an meinem Tun zu ändern, denn ich ging volles Risiko, ohne Netz und doppelten Boden.
Heißt, als ich mich dazu entschied, selbständig zu sein, stand ich kurz vorm 18. Geburtstag und agierte quasi noch aus meinem (ehem.) Kinderzimmer in der Wohnung meiner Mutter heraus. Im damaligen Existenzgründer Seminar wurde uns z.B. nicht gesagt, in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen, um später – im Falle – Arbeitslosengeld beantragen zu können. So wusste ich also nichts davon & habe nun kein soziales Netz, das mich, im Fall einer Insolvenz oder bei Geschäftsaufgabe zum Beispiel durch eine Pandemie, auffängt. Niemand erzählte uns damals, dass das bedeuten würde, eimal keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben. Ich hatte mein Leben lang immer gerade so viel/genug Geld, um die Mieten zu bezahlen und lange Zeit viele Schulden, da Existenzgründung immer erstmal Investition bedeutet und ich, als junges Ding, steuerlich schlecht beraten wurde. Heute würde mir das so nicht mehr passieren, aber damals wollte ich einfach nur tanzen. Um meine Schulden los zu werden, kniff ich meine Po-Backen zusammen und schaffte es tatsächlich, innerhalb 2,5 Jahren ganze 20.000€ Schulden weg zu bekommen. Ich hatte einen Nebenjob und viele extra-Stunden und Workshops gegeben. Die Zeit war sehr anstrengend und hart und ich war mehr als ausgezehrt danach. Und, wahrscheinlich auch deshalb, dachte ich mir bereits zu dieser Zeit, dass das alles keinen Sinn mehr macht.
Aber ich wollte nicht mit Schulden aufhören. Denn Steuern müssen ja dennoch bezahlt werden, von etwas muss man ja leben und viel Herzblut steckt ja auch drin, eigentlich mein ganzes Leben. Also machte ich weiter. Und dann kam Corona.
Ich hatte gerade mal für 6 Monate ein Gefühl davon bekommen, was es heißt, einigermaßen sorgenfrei von meinem bisherigen Tun leben zu können und nicht jeden Cent 3x umdrehen zu müssen. Einfach mal durchatmen. Der erste Lockdown brachte die Realität zurück. Noch immer keine Möglichkeit für meine Zukunft, geschweige denn für’s Alter vorzusorgen. Die Hilfen, die ich im ersten Lockdown beantragt habe, habe ich nie bekommen. Bisher sind lediglich 50% der November- und Dezemberhilfen bei mir angekommen, ob der Rest ankommt, weiß ich nicht, da die Zahlungen ja aufgrund Betrügereien gestoppt wurden. Aber wahrscheinlich komme ich so günstiger weg, denn die Hilfen müssen ja auch wieder versteuert werden und, da mein Steuerberater diese für mich beantragt hat mit einem lächerlichen ‚Arbeitsaufwand‘ von 15 Minuten, gehen knapp 50% direkt mal als Rechnungsbetrag an ihn. Apropos Rechnungen. Diese müssen ja auch beglichen werden. Die kommen ja weiter ins Haus.
Denn Rechnungen zeigen keine Loyalität, Corona-Verständnis und geben auch keinen Beifall.
Heute habe ich noch eine kleine Gruppe verbleibender treuer und wunderbarer Tanz- und Yogaschüler, für die ich sooooo unglaublich dankbar bin. Aber die meisten der 300 Schüler, die mal regelmäßig bei mir ein und aus gingen, sind gegangen. Für immer. Oder glaubt jemand wirklich, dass alles wieder zurück kommen würden, sobald alles wieder ‚gut ist‘?
Die Realität sieht so aus: Mein Einkommen und mein Erspartes ist nun nahezu aufgebraucht, nach über einem Jahr Corona und dadurch nicht Unterrichtenkönnen. Das, was jetzt noch rum kommt, reicht gerade mal, um die Versicherungen zu decken. Das bedeutet – und das wird mir gerade klar- dass mein Tun sich durch diese Pandemie in eine Abhängigkeit vom Wohlwollen meiner verbliebenen Schüler (bzw. deren Eltern) gewandelt hat.
Denn, von vielen, die gegangen sind, bekomme ich Nachrichten, die sagen, dass Online-Unterricht kein adäquater Ersatz sei. Für den offline Tanzunterricht, den wir alle kennen und lieben. Und das sind noch die schönen Nachrichten. Wie gesagt. Von 300 SchülerInnen sind mir ca. 50 geblieben. Die Loyalität begrenzte sich stark auf den ersten Lockdown, denn mit dem zweiten Lockdown kamen die Kündigungen. Einige wollten ihre Beiträge vom ersten Lockdown zurück. So sieht die Loyalität in der Realität also aus.
Nun denn. So habe ich die letzten Monate hin und her gerechnet, hin und her überlegt und die vielen Lösungswege regelrecht zerdacht. Ein ganzes Jahr damit zugebracht, mir mein Hirn zu zermartern, was ich nun bestmöglich für mich tun könnte, was Sinn macht. Etwas zu finden, was mich entspannt in die Zukunft blicken lässt, ohne Sorgen und Grübeln.
Und nun, so glaube ich, habe ich einen Weg für mich gefunden, zumindest fühlt es sich im Moment stimmig für mich an. Meine Lösung bedeutet für mich: Nicht irgendeinen Job zu machen, nur des Geldes wegen. Das hört sich paradox an, aber ich fühle, dass mich das nicht wachsen lässt. Es lässt mich zwar primär an Geld kommen, aber was will ich auf lange Sicht?
Genau dafür wollte ich eben eine Lösung finden. Lang- und nicht kurzfristig. Zumindest soweit, wie es in der heutigen Zeit eben möglich ist. Außerdem ist es mir wichtig, etwas Sinnvolles zu machen. Etwas, wovon andere Menschen einen Nutzen haben. Etwas, was der Welt nützt. Ich habe lange darüber reflektiert, was ich in die Welt hinaus geben kann und möchte.
So habe ich mich dafür entschieden, eine neue Ausbildung zu machen. Ich habe nach etwas gesucht, womit ich meine bisherigen Ausbildungen, Erfahrungen und Talente miteinbeziehen kann. Denn ich wollte nicht, dass das irgendwie „umsonst“ war. Tanz und Yoga darf also für immer Teil sein. Aber zukünftig eben nur noch begleitend und nicht mehr hauptberuflich. Dafür aber, wenn ich mit der Ausbildung fertig bin, therapeutisch.
Es ist und bleibt eine spannende Zeit, die sich grade nicht ganz so schwer für mich anfühlt.
Ich nehme Dich hier zukünftig mit auf meine Reise durch die Ausbildung.
Ich wünsch Dir das Licht am Ende des Tunnels und die Kraft und den Mut für Deinen Neuanfang, falls nötig.
Ahoi & Namasté !
Von Herzen,
Deine Kathrin