Die Welt ist eine Scheide

Teil 4: Yin & Yang & unsere Gesellschaft

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Heute möchte ich mit einem fetten SORRY beginnen!

Falls Du nämlich die vorangegangenen Teile meiner Reihe „die Welt ist eine Scheide“ bereits gelesen hast, wunderst Du Dich jetzt wahrscheinlich schon, dass der Titel anders lautet als von mir angekündigt.

Ja! Denn eigentlich hatte ich wirklich vor über die Schattenseiten des weiblichen Zyklus zu schreiben, aber beim Schreiben selbst ging es dann plötzlich in eine andere Richtung. Ich bin nämlich ein intuitiver Schreibtyp, das Recherchieren liegt mir gar nicht, ich schreibe liebend gerne über das, was ich so denke, fühle oder erfahren habe. Und beim ersten groben Entwurf für den eigentlichen Beitrag, kam noch ein weiterer Beitrag raus, den ich nun an dieser Stelle gerne dazwischen schieben möchte.

Also viel Spass schon mal beim Lesen des Beitrags, der nicht beabsichtigt, sondern eher irgendwie zufällig entstand:

Die menstruellen Energien finden in den vielen Formen der schöpferischen Natur einer Frau ihren Ausdruck.

Miranda Gray

„Schuld daran“ ist meine eigene Periode. Warum ihr Timing perfekt ist, erfährst Du gleich, auf jeden Fall lässt sie mich in eine andere Richtung schreiben, intuitiv und weg vom eigentlichen Plan. Heißt: Ja, ich habe meine Tage bekommen. Und zwar so richtig. Meine fast vergessenen Schmerzen knocken mich grad so richtig aus. Ich übe mich in allem, was ich Dir bereits geschrieben habe und gönne mir Ruhe. „Die Welt da draußen kann mich mal“, denke ich mir und suche Wege, der Entspannung. Ich singe, tanze und bewege meinen Unterleib, um die Krämpfe beim Gehen zu unterstützen. Ich atme tief in den Bauch und übe mich einmal mehr im Loslassen. Und dann greife ich zum Stift und beginne das Schreiben – mein Blick wandert intuitiv zu meinem Mondkalender.

Stay wild moon child

Du weißt ja bereits, dass der weibliche Zyklus in direkter Verbindung zum Mondzyklus steht, so sagt man. Der Mondzyklus dauert 29,5 Tage – in diesem Zeitraum umkreist der Mond nämlich einmal die Erde. Und dieser Zeitraum entspricht in etwa der Länge des weiblichen Zyklus.

Und auf einmal geht mir ein Licht auf: Heute ist ein Portaltag (kein Wunder also, dass mich meine Periode grad so umhaut, an Portaltagen fließt alles ungefiltert auf uns ein) und morgen ist: NEUMOND!

Meine Periode kommt also pünktlich zum Neumond (bzw. in der Neumondzeit) um die Ecke. Wie spannend! Falls Du Dich erinnerst: Die alten Geschichten erzählen, dass die Menstruation als solches als Zeichen der Weiblichkeit stand, da fruchtbar. Außerdem erzählten sie, dass Frauen zum Neumond menstruieren und zum Vollmond am meisten empfängnisbereit sind, also am meisten fruchtbar. Wie cool! Ich fühle mich gerade voll mit der Energie des Mondes verbunden! Ein Traum!

Scheinbar hat der Mond tatsächlich Einfluss auf unsere Menstruation – auf meine gerade ganz bestimmt. Sollte es nicht eher „Frau im Mond“ heißen oder „Mondin“? Denn der Mond entspricht dem weiblichen Prinzip auch mit männlichem Artikel davor. Und langsam erschleicht mich eine leichte Ahnung, dass dieser zufällige Richtungswechsel bezüglich des Themas heute, gar nicht so zufällig ist, wie im ersten Moment gedacht. Denn irgendwie gibt es ja schließlich für alles einen Grund oder?

The repression of the feminine has led to a planet on the edge of collapse. The re-emergence is going to be a dance to behold.

Clare Dakin

Ich selbst sehe mich als Freiheits-Feministin und wünsche mir eine Welt voller freier Frauen. Aber keine Angst, das hier wird kein weiterer Beitrag einer männerhassenden Frau, die lediglich darum geifert, die Frauen müssten hinterm Herd hervorkriechen. Im Gegenteil. Ich liebe die starke und taten-volle Kraft der männlichen Energie, die der Sonne entspricht. Gleichwohl bin ich aber auch der Überzeugung, dass die weibliche Energie in unserer Welt, in unserem Alltag zu kurz kommt. Und darüber hinaus frage ich mich, ob das vielleicht diese Welt in ein Ungleichgewicht gestürzt hat?!

Aber der Reihe nach…

… denn an der Oberfläche sieht es doch eigentlich ganz gut aus, oder?

Schaut man sich im Supermarkt um, könnte man nämlich (fast) glauben, ein Umdenken findet statt. Überall finden sich zahlreiche Magazine, die fast schon mit ihren Titeln darum wetteifern, Frauen zu fördern, zu stärken oder zu unterstützen. Es vermittelt den Eindruck, dass Weiblichkeit boomt & darüber hinaus akzeptiert ist in der Gesellschaft. Wunderschöne Frauen werben dafür, ganz Frau sein zu können, es gibt Diät-und Fitness-Tipps für den schönen & fitten Frauenkörper & man spricht über eine Frauenquote.

Graben wir tiefer…

Findet gerade also tatsächlich ein Umdenken statt? Oder ist das nur ein Trugschluss, vielleicht sogar gewollt vom gleichen männlichen Patriarchat, das uns seit vielen Jahrtausenden „im Zaum“ hält bzw. halten möchte? Um den Schein zu erwecken, Mann würde Frau anerkennen? Um den Schein zu erwecken, man (Mann) hätte endlich verstanden? Und stupst man uns Frauen so nicht ganz unterbewusst wieder in irgendwelche vorgefertigten Schubladen, macht den Deckel drauf und gut. So nach dem Motto, „wir geben ihnen Brotkrumen, dann sind sie still“. Schließlich haben wir ja jetzt die Frauenquote. Wohooo!

Ich denke, dass in unserer Welt ein Ungleichgewicht herrscht und das weit über das gleich Sichtbare hinaus: Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen den Energien.

„Alle Dinge haben im Rücken das Weibliche & vor sich das Männliche. Wenn Männliches & Weibliches sich verbinden, erlangen alle Dinge Einklang.“

Alle Dinge haben im Rücken das Weibliche & vor sich das Männliche. Wenn Männliches & Weibliches sich verbinden, erlangen alle Dinge Einklang.

Laotse

Lass mich dieses Zitat von Laotse aufgreifen:

Ich denke, er meint damit die beiden Energien, die in unserer Welt existieren:

Yin & Yang. Sie existieren in uns, in den Tieren und in allem in dieser Welt.

Du konntest bereits im vorangegangenen Teil dieser Reihe lesen, dass das bedeutet, dass wir beide Energien in uns haben. Heißt, ich als Frau habe sowohl einen Yin- als auch einen Yang-Anteil in mir. Bei Männern ist es ebenso.

Dabei entspricht Yin der weiblichen Energie und steht für die Nach-Innenschau, für alles Mystische, Wilde & Ungreifbare. Das, was nicht auf den ersten Blick zu sehen ist, was „alle Dinge im Rücken haben“, wie Laotse meint. Ihre Qualität ist liebend, weich, verbindend und nährend. Sie schenkt Geborgenheit und findet ihren Ausdruck in der Kreativität & erholt sich in der Stille. Sie ist mitfühlend, natürlich & harmonisch.

„Wissen ist Macht“ – ein Zitat als Paradebeispiel für das männliche Prinzip Yang.

Als Ausgleich dazu existiert das männliche Prinzip, Yang. Seine Energie ist analytisch & findet auf Verstandesebene statt. Es ist das Im-Außen-Agieren, das Vorpreschen, die Geschwindigkeit. Die männliche Energie ist kraftvoll, stark, kämpferisch und machtvoll und zeigt sich daher oft im Konkurrenzkampf oder in Konkurrenzgedanken, in der Aktion und in Hierarchien.

Im ausgeglichenen Zustand ergänzen sich die beiden Prinzipien perfekt, sie bedingen sich sogar. Denn es findet sich immer ein wenig Yin im Yang und umgekehrt (das kannst Du ganz toll erkennen, wenn Du Dir das Symbol für Yin und Yang anschaust).

Ich finde und spüre, dass die Energien in unserer Welt leider nicht ausgeglichen sind. Vielleicht ein Resultat daraus, dass sie in uns so unausgeglichen sind?!

Eine wilde These, denn wer bin ich schon, das zu behaupten. Aber diese Gedanken schwirren im alltäglichen Leben nebst der ganz irdischen Gedanken so in meinem Kopf herum. Apropos alltägliches Leben, lass uns einfach mal einen Blick auf das Geschehen in der Welt werfen:

Höher, schneller, weiter (Yang-Energie)

Auch das entspricht dem männlichen Prinzip Yang: Die Menschheit scheint immer höher hinaus zu wollen, befindet sich an zig Baustellen im Kampf, um schneller als der Konkurrent zu sein oder diesem weit voraus. Doch wohin führt das Prinzip von „höher, schneller, weiter“?

Die rasante Entwicklung sowie der technische Fortschritt sind Zeugen dafür, dass die Menschen sich gerade mitten in einer Zeit des Analysierens, der Entwicklung und eben der Technik befinden. Und wenn wir ehrlich sind, leben wir für ein System, dem im Großen und Ganzen der Vorrang gilt: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Wieso eigentlich? Wer sagt, dass das so sein muss oder sogar richtig ist, so wie es ist? Denn in einer Welt, in der immer mehr Getrenntheit existiert und mehr und mehr Krankheit herrscht, kann etwas nicht stimmen. Aber statt inne zu halten und hin zu hören, was da wohl nicht stimmen oder sogar fehlen könnte, machen wir weiter. „Weil man’s halt so macht“ ist dabei oftmals ein Leitspruch der Motivation.

Wir vergrößern weiterhin Unternehmen und maximieren die Gewinne der Gewinner & das meist zu Lasten der Arbeitnehmer. Alles muss effizienter sein und immer mehr Maschinen und neue Technologien kommen zum Einsatz. Was uns im Umkehrschluss immer schneller ersetzbar sein lässt, denn wir verkommen immer mehr zu Nummern. Naturvölker verlieren immer mehr ihren Lebensraum, damit wir weiter expandieren können, von den Tieren ganz zu Schweigen. Das Wissen, das uralte Weisheiten, Lehren und Kulturen in sich bergen, wird durch Tabellen, Kalkulationen und leuchtende Werbereklame ersetzt. Das Tempo stets zu beschleunigen sorgt letztendlich nur dafür, dass wir uns erschöpft und ausgebrannt fühlen. Studien zufolge erkrankt in Deutschland innerhalb eines Jahres jeder dritte Erwachsene an einer psychischen Erkrankung, durchaus auch auf den Stress zurück zu führen, den wir in solch einer sich rasant entwickelnden Gesellschaft verspüren. Wir zahlen dafür einen hohen Preis: Wir setzen unsere Gesundheit auf’s Spiel und verlieren unsere Verbindung zu uns selbst und darüber hinaus auch die Verbindung zur Mutter Natur, zur Erde.

Das Prinzip Yin, die weibliche Energie also, hat in der leistungsorientierten Gesellschaft, in der wir leben, keinen Platz. So empfinde ich es. Und dabei geht es mir gar nicht drum, das Eine schlecht zu machen und das Andere auf einen Thron hochzuheben. Ich möchte nur aufzeigen, dass zu viel des Einen nicht gut zu sein scheint und es das Andere braucht, um Frieden zu finden.

The old system is falling

Bis heute scheint es schon irgendwie so zu funktionieren. Doch tut es das wirklich?

Letztendlich gewann die Yang-Energie über die Jahre an Übermacht, die Yin-Energie scheint lediglich ein untergeordnetes Überbleibsel zu sein, was begonnen hat, sich die Eigenschaften der Yang-Energie zu eigen zu machen.

Und das kannst Du ganz deutlich im Alltag von Frauen erkennen:

Wir Frauen befinden uns in einem täglichen Kampf an vielen Ecken und Enden:

Wir werden als das schwache Geschlecht bezeichnet, belächelt und irgendwie werden wir nicht so recht ernst genommen. Wir bekommen auch heute noch nicht die gleichen Gehälter bezahlt wie Männer und das bei gleicher Qualifikation. Frau zu sein heißt mit Ungerechtigkeit leben zu müssen. Und mit diesen Beispielen kratze ich nur an der Oberfläche, tiefer zu gehen würde den Rahmen für den Moment sprengen.

Was es mir aber zeigt, ist: Dass wir Frauen in unserem Alltag unseren Kampf nach wie vor in einer männlichen Hierarchie kämpfen und das sogar mit den gleichen (mehr oder weniger) Bandagen.

Es ist den Frauen, meiner Meinung nach, nicht geholfen, wenn eine (Frauen-)Quote ins Leben gerufen oder nach oben getrieben wird. Auch ist uns nicht damit geholfen, anzuerkennen, dass es viele PolitikerInnen und erfolgreiche Frauen in Führungspositionen gibt. Es ist schön, mehr aber auch nicht.

Warum nicht?

Ich denke, die Frauen dieser Welt (und die eben genannten erfolgreichen Frauen in politischen Ämtern oder in Führungsebenen) treten ihren Kampf auf der Männer-Ebene an und füttern somit ihre eigenen männlichen Energie-Anteile in sich und darüber hinaus dann die in der Welt. Frage: Sind wir also mitverantwortlich, dass ein energetisches Ungleichgewicht in dieser Welt herrscht? Puh. Der Gedanke liegt mir schwer im Magen! Fordert mich und die Frauen aber auch dazu auf, Verantwortung zu übernehmen.

Denn wenn die Frauen dieser Welt ihren Kampf auf dieser Ebene, in der Männer-Arena, weiterführen, sind sie im Grunde nichts anderes als (bessere) Männer. Dass Frauen alle „ihren Mann stehen“ kommt ja auch nicht von ungefähr.

Aber das alte System scheint zu bröckeln und es ist an der Zeit, aufzustehen und dafür zu „kämpfen“, was wir tatsächlich auf der Welt brauchen. Denn, wie Du ja jetzt weißt, kann –  meiner Meinung nach – dieses System, dieses Patriarchat so nicht mehr funktionieren.

Zu meinen Freundinnen sage ich immer, dass wir Frauen es sind, die der Welt Heilung bringen.

Dazu dürfen wir in unsere eigene Energie gelangen. Denn wir repräsentieren Yin, die Weiblichkeit. Es ist an der Zeit, dass mehr Yin-Energie in die Welt gelangt, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann.

Immer mehr Frauen scheinen das zu verstehen und besinnen sich auf ihre Weiblichkeit, sehen davon ab, die „besseren Männer“ sein zu wollen oder sich im Kämpfen zu verstricken.

Denn im Kampf befinden sich alle (!) in ihrer männlichen Energie. Das harmonische Miteinander geht verloren und statt dessen geschieht Trennung.

If we want to see a healthy new era, if we want to experience divinity at its fullest, then we must learn to treat this feminine energy (Shakti) within all of us, with utmost respect. And perhaps as part of this shift, it could be the men who are learning to be more human or respecting towards their creative side - the side that allows them to feel, to be sensitive, to be colourful and creative. And, the women are also tapping into the side that allows them to be strong, confident, and courageous. These are aspects of the Shakti that calls for a complete balance.

Sai Baba

Vielleicht ist es an der Zeit, aus diesem Kampf aus zu steigen? Vielleicht ist es an der Zeit als Frau ganz in unsere ureigene weibliche Energie und Kraft ein zu tauchen und vielleicht ist es an der Zeit, auch als Mann die eigenen weiblichen Energieanteile an zu erkennen? Damit wir uns auf Augenhöhe begegnen können. Vielleicht kommen wir Frauen so in unserem Frausein an und in unserer Verbindung zur Erde.

Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir Frauen unsere bloße Existenz auf Erden nicht nur damit vergeuden, im Kampf zu sein, sondern zu verstehen, dass wir auf besondere Art und Weise mit der Erde verbunden sind. Dass wir unsere (mit-)fühlende Energie in die Welt schicken dürfen, um Heilung zu bringen, dass wir auf andere Art und Weise handeln dürfen, als es die Welt größtenteils gerade macht.

Es ist aber auch gleichermaßen an der Zeit, dass gerade wir Frauen – aufgrund dieser besonderen Verbindung – Verantwortung übernehmen müssen für unsere Mutter Erde.

Was mit innerer Arbeit beginnt, kann im Außen wirken. Das weibliche Bewusstsein ist dabei, sich auszuweiten.

Zu esoterisch für Dich? Ja, manchmal habe ich so meine Momente, dann quillt alles aus mir raus und meine Finger hauen förmlich von selbst in die Tasten.

Aber sieh es mal so:

Es ist gut, Dich mit Deiner tiefen, eigenen Essenz zu verbinden, um darüber hinaus im Außen in einen respekt-und verantwortungsvollen Umgang mit Deiner Umwelt zu gelangen.

Und so schlage ich nun nach so vielen Worten doch noch den Bogen zum ursprünglichen Beitrags-Thema:

Denn wo Yin (Nacht, Dunkelheit, Mond) ist, ist auch Yang (Tag, Licht, Sonne) oder:

Wo Licht ist, ist auch Schatten!

Wenn Du meine bisherigen Beiträge aus der Reihe gelesen und Dich darüber hinaus mit Deinem Zyklus bereits beschäftigt hast, kannst Du bestimmt erahnen, dass Dein Menstruationszyklus riesige Schattenseiten mit sich bringt.

Und genau darum geht es im nächsten Beitrag der Reihe.

Ganz fest versprochen! Ich werde Dir erklären, weshalb die Schatten, die der Menstruationszyklus wirft, immer größer werden und was wir dagegen tun können.

Rise sister, rise!

Ich verbringe den Tag nun damit, mich um mich selbst zu kümmern & wünsche Dir bis zum nächsten Mal alles Liebe!

Ahoi & Namasté

Deine Kathi